Meine Haltung zur Wertschätzenden Kommunikation
Vorweg eine Begriffsklärung: Marshall B. Rosenberg hat seinen Kommunikationsansatz "Gewaltfreie Kommunikation" (GFK) genannt. Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff "Wertschätzende Kommunikation" (WsK) immer weiter verbreitet. Denn beim ursprünglichen Begriff denken viele Menschen eher an das Phänomen Gewalt und die dadurch ausgelöste mentale und physische Trennung. Dabei ist die eigentliche Intention Rosenbergs gewesen, die Menschen miteinander in Verbindung zu bringen und das wertzuschätzen, was uns mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen in Verbindung bringt. Darum benutze ich zwar beide, aber inzwischen immer mehr die Bezeichnung Wertschätzende Kommunikation.
Die Wertschätzende Kommunikation (WsK) hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben eingenommen. Es ist im Wortsinne spürbar intensiver geworden. Konflikte zeichnen sich durch einen hohen Selbstreflexionsanteil aus. Heute weiß ich z. B., dass mein Ärger mir zeigt, dass ich für mich sorgen muss. Der Glaubenssatz meiner eigenen Sozialisation, Egoismus sei schlecht, hat sich dahingehend gewandelt, dass ich besser für Andere da sein kann, wenn ich selbst gut versorgt, sprich: zufrieden bin.
Ich bin auf einem intensiven Weg, die WsK als Haltung zu verinnerlichen. Das bedeutet nicht, dass ich sie „gut kann“, wie man vielleicht nach vier Jahren Tanzkurs gut tanzen kann. Eher ist ein tiefgehendes Verständnis für das entstanden, was die menschliche Kommunikation ausmacht und wo Ursachen für Störungen liegen. Dadurch erlebe ich mehr Tiefe, Verbindung und Zufriedenheit in den Beziehungen zu meinen Mitmenschen.
Ein erfreuliches Ergebnis meines intensiven Lernens und Anwendens der WsK - quasi eine wohltuende Ernte - ist eine deutliche Verringerung meines Ärgers. Viele Gespräche mit Freunden oder in Gruppen, in denen ich selbst der Übende bin, eröffnen mir neue Gedanken und Wege, mit meinen eigenen gewaltvollen Anteilen achtsam umzugehen.
Aufgrund vieler persönlicher Erfahrungen und etlichen Gelingensmomenten in meinen Seminaren und Übungsgruppen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass wir mit der Verbindungsklärung den Weg zu guten und förderlichen Lösungen bei Problemen oder Konflikten besser bereiten können. Daher ist mein "Mantra" bei meiner Arbeit: "Erst die Verbindung und dann die Lösung!"
Durch ständiges Üben der WsK gelingt mir selbst zunehmend der Wandel von trennenden, aggressiven Gedanken, Worten oder Verhaltensweisen hin zu einer Kommunikation, die von Klarheit, Verbindung und Wohlwollen geprägt ist. Ich möchte die gewaltvollen Anteile in mir nicht ausmerzen, sondern lernen, sie als Botschafter meiner eigenen unerfüllten Bedürfnisse zu sehen.